Der Golden Retriever

Herkunft und Geschichtliches

 

Ein Besucher der weltweit größten Hundeausstellung, den englischen „Crufts“ kann im dortigen Katalog für den Golden Retriever die folgende Ursprungserläuterung finden:

„Über den Ursprung des Golden Retrievers besteht weniger Unklarheit als bei den meisten anderen Retrieverarten, denn es steht fest, dass diese Rasse von dem ersten Lord Tweedmouth im vergangenen Jahrhundert herangezüchtet wurde. Diese Tatsache geht aus sorgfältig geführten Zuchtbüchern und Aufzeichnungen hervor, die im Jahre 1952 von Lord Tweedmouths Großneffen, dem Earl of Ilchester, entdeckt wurden.“

Im Jahre 1864 paarte Dudley Marjoribanks, 1. Baron Tweedmouth, einen gelben Retriever mit welligem Fell (wavycoated) „Nous“ mit einem heute ausgestorbenen Tweed Water Spaniel „Belle“. Zwischen 1868 und 1890 züchtete Marjoribanks diese Linie sorgfältig weiter. Er kreuzte einen weiteren Tweed Water-Spaniel ein, zwei schwarze Retriever, ferner einen Irischen Setter und einen sandfarbenen Bluthund. Die erste Eintragung der Rasse ins Stud Book wurde 1913 unter der Bezeichnung „Flat-coated Retriever“ vorgenommen.

Im Jahr 1913 wurde der Golden Retriever vom britischen Kennel Club, der deshalb als zuchtbuchführender Verband fungiert, als eigene Rasse anerkannt, 1920 wurde der Club für Golden Retriever gegründet. Die Rasse gewann in der Folge vor allem in England und den USA rasch an Popularität. Etwa zu Beginn der 1980er Jahre begann die Rasse auf dem europäischen Kontinent verstärkt Fuß zu fassen, bis sie zu Beginn der 1990er durch häufige Auftritte in Fernsehwerbung und Spielfilmen einen regelrechten Boom (mit all seinen negativen Begleiterscheinungen) erfuhr. Heute zählt der Golden Retriever zu den beliebtesten und nach den Welpenstatistiken der zuständigen Zuchtverbände häufigsten Rassehunden im angelsächsischen und deutschsprachigen Raum. Daneben ist er in den skandinavischen und den Benelux-Ländern als Haushund weit verbreitet. Auch in Frankreich, und eingeschränkt im süd- und im osteuropäischen Raum, finden sich heute Golden Retriever.

Ähnlich der Entwicklung des Labrador Retriever lässt sich in jüngster Vergangenheit die Aufspaltung der Rasse in zwei verschiedene Typen erkennen: Der meist schwerer gebaute, üppig behaarte „show-type“ steht dem leichteren, athletischeren „working-“ beziehungsweise „field trial type“ gegenüber. Mit letzterem, der auf dem Kontinent (noch?) selten zu finden ist, werden in Großbritannien heute noch groß angelegte Such- und Bringwettbewerbe (vgl. Apportieren), die sogenannten field-trials durchgeführt.

Größere Differenzen im äußeren Erscheinungsbild der Hunde sind mittlerweile zwischen dem amerikanischen und dem europäischen (= britischen) Typus zu registrieren, auch wenn die jeweiligen Standards des AKC (American Kennel Club) und des britischen KC (The Kennel Club) teilweise wortgetreu übereinstimmen.

 

Beschreibung

 

Der Golden Retriever gehört zu den mittelgroßen Hunderassen (bis 61 cm). Sein Körperbau ist harmonisch, wobei das Verhältnis von Körperlänge gemessen vom Brustkorb bis zur Schwanzwurzel zur Widerristhöhe etwa 10:8 beträgt. Er besitzt eine kräftige, trockene Muskulatur und einen gut entwickelten Knochenapparat, der ihn zu kraftvoller Bewegung befähigt. Rippen und Brustkorb sind tief und ausgeprägt gewölbt, am Bauch ist das Gebäude deutlich aufgezogen. Der Rücken ist gerade und in der Lendenpartie kurz.

Das Haar eines Golden Retriever ist glatt oder wellig, aber nicht gelockt, in den Farben Gold oder Creme mit guter Befederung an der Rückseite der Vorderläufe, der Unterseite des Schwanzes, sowie im Brust- und Bauchbereich. Das Fell hat eine dichte, wetterfeste Unterwolle. Der Gesichtsschädel ist ausdruckstark geformt und besitzt einen deutlichen Stop. Die Ohren sind mittelgroß, in Augenhöhe angesetzt, und fallen etwa bis zur Höhe des Mundwinkels. Augenlider, Augeniris, Lefzen und Nasenschwamm sind stets gut pigmentiert, wobei sich bei einer ganzen Reihe von Hunden die Nase im Winter etwas heller färbt. Der Golden Retriever besitzt ein stark entwickeltes, vollständiges Scherengebiss.

 

Wesen

 

Der Golden Retriever ist ein intelligenter, freudig arbeitender Hund, dem auch extreme, nasskalte Witterungsbedingungen nichts ausmachen. Dem steht allerdings eine relativ starke Empfindlichkeit hinsichtlich hoher Temperaturen gegenüber. Grundsätzlich ist die Rasse ruhig, geduldig, aufmerksam und gilt als nicht aggressiv. Sein Schutztrieb ist im Vergleich zu anderen Hunderassen – wenn überhaupt – nur rudimentär entwickelt. Das unter Retriever-Haltern bekannte Sprichwort: „Ein Golden vertreibt keinen Einbrecher; stattdessen freut er sich über den Besuch und hilft jenem, die Wertsachen aus dem Haus zu tragen“ kennzeichnet die meisten Hunde dieser Art recht gut. Wie nahezu jede Hunderasse kann aber auch der nicht erzogene beziehungsweise nicht fachmännisch zur Jagd ausgebildete Golden Retriever zum Wildern oder Streunen neigen. Allerdings ist er meist nicht wildscharf.

Die Haltung eines Golden Retrievers ist, wie die aller Jagdhunde, bewegungs- und trainingsintensiv. Unterforderte, in ihren Arbeitsanlagen nicht geförderte Hunde neigen dazu, unerwünschte Verhaltensweisen zu entwickeln. Deshalb ist es äußerst wichtig, eine über „normales Gassigehen“ hinausreichende Beschäftigung für Hund und Halter zu finden. Gut dazu geeignet sind die Fährtenarbeit, das Dummytraining, die Betätigung in einer Rettungshundestaffel oder einer Hundesportart, die etwas mit Nasenarbeit beziehungsweise Apportieren zu tun haben.

Beim Golden Retriever ist eine familiäre erblich bedingte Neigung zu aggressivem Verhalten beschrieben, die innerhalb der Rasse mit hoher Heritabilität vererbt wird.

 

Verwendung

 

 

Der Golden Retriever wurde ursprünglich für die Jagd gezüchtet. Man setzte ihn ein, um geschossene Vögel - auch aus dem Wasser - zu apportieren (engl.: to retrieve „zurückbringen“). Darauf geht auch die hohe Wasseraffinität der meisten Hunde dieser Rasse zurück; sie sind in der Regel sehr gute Schwimmer.

Heute ist die Rasse vor allem für ihr ausgeglichenes Wesen, ihre gute Verträglichkeit mit fremden Menschen und ganz besonders mit Kindern bekannt. Von den Anlagen her zeichnen sich alle Retriever durch eine ausgesprochene Menschenfixiertheit aus, die sich, soweit sie mit viel Einfühlungsvermögen sowie der nötigen Konsequenz gefördert und gelenkt wird, zu einer bei vielen anderen Hunderassen kaum erreichbaren Leichtführigkeit ausbilden lässt. Dieser sogenannte „will to please“ kann den Betrachter zu der Annahme verleiten, für den Hund sei es das größte Glück, seinem Menschen alle Wünsche von den Augen abzulesen.

Die beschriebene Leichtführigkeit in Verbindung mit einer hohen Intelligenz und Anpassungsfähigkeit haben dazu geführt, dass der Golden Retriever neben seiner ursprünglichen Verwendung zur Jagd heute überdurchschnittlich häufig als Behindertenbegleithund, z. B. als Blindenführhund, Assistenzhund oder Gehörlosenhund, als Rettungshund und als Rauschgift- und Sprengstoffspürhund eingesetzt wird. Zumeist wird er als reiner Familien- und Begleithund gehalten.

 

Gesundheitliches

 

Für den Golden Retriever sind in der tiermedizinischen Literatur mehrere Erbkrankheiten beschrieben, die bei der Rasse überdurchschnittlich häufig auftreten.

  • Ellbogendysplasie
  • Hüftgelenksdysplasie
  • Epilepsie
  • X-Chromosomale Muskeldystrophie (entsprechend der Duchenne-Muskeldystrophie beim Menschen)
  • Portosystemischer Shunt (angeboren, intrahepatisch)
  • Ureterektopie
  • Angeborene Dysplasie der Netzhaut                                                                                          
  • Ebenfalls überdurchschnittlich häufig treten Mastzelltumoren auf.

Der Golden Retriever hat für einen mittelgroßen Hund eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung. 7 Prozent aller Golden Retriever sterben vor dem Alter von fünf Jahren, 13 Prozent vor dem Alter von 8 Jahren, und 22 Prozent werden keine 10 Jahre alt.

Text von Wikepedia

FCI Standart Golden Retriever

 

Ursprung:

Großbritannien

 

Datum der Publikation des gültigen Original-Standards:

24.06.1987

 

Verwendung:

Apportierhund für die Flintenjagd.

 

Klassifikation FCI:

Gruppe 8 Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde.

Sektion 1 Apportierhunde.

Mit Arbeitsprüfung.

 

Allgemeines Erscheinungsbild:

Symmetrisch, harmonisch, lebhaft, kraftvoll, ausgeglichene Bewegung; kernig bei freundlichem Ausdruck.

 

Verhalten / Charakter (Wesen):

Wille zum Gehorsam, intelligent mit natürlicher Anlage zu arbeiten. Freundlich, liebenswürdig und zutraulich.

 

Kopf:

Proportioniert und wohlgeformt.

 

Oberkopf:

Schädel: Breit ohne grob zu sein, gut auf dem Hals sitzend.

 

Stop: Ausgeprägt.

 

Gesichtsschädel:

Nasenschwamm: Vorzugsweise schwarz.

 

Fang: Kräftig, breit und tief, von annähernd gleicher Länge wie der Schädel vom Stop zum Hinterhauptbein.

 

Kiefer / Zähne: Kräftige Kiefer mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen.

 

Augen: Dunkelbraun, weit voneinander angesetzt, dunkle Lidränder.

 

Behang: Mittelgroß, ungefähr in Höhe der Augen angesetzt.

 

Hals:

Von guter Länge, trocken und muskulös.

 

Körper:

Harmonisch.

 

Rücken: Gerade obere Linie.

 

Lenden: Kräftig, muskulös, kurz.

 

Brust: Tiefer Brustkorb. Rippen tief und gut gewölbt.

 

Rute:

In Höhe der Rückenlinie angesetzt und getragen, bis zu den Sprunggelenken reichend. Ohne Biegung am Rutenende.

 

Gliedmaßen

Vorderhand:

Vorderläufe gerade mit kräftigen Knochen.

 

Schultern: Gut zurückliegend, langes Schulterblatt.

 

Oberarm: Gleich lang wie das Schulterblatt; dadurch Läufe gut unter den Rumpf gestellt.

 

Ellenbogen: Gut anliegend.

 

Hinterhand:

Läufe kräftig und muskulös.

 

Kniegelenke: Gut gewinkelt.

 

Unterschenkel: Von guter Länge.

 

Sprunggelenke: Gut gewinkelt, tief angesetzt. Von hinten betrachtet gerade, nicht ein- oder ausgedreht. Kuhhessigkeit in höchstem Grade unerwünscht.

 

Pfoten:

Rund, Katzenpfoten.

 

Gangwerk:

Kraftvoll mit gutem Schub. Gerade und parallel in Vorder- und Hinterhand. Vortritt ausgreifend und frei, dabei ohne Anzeichen von Steppen (Hochheben der Vorderläufe).

 

Haarkleid

Haar:

Glatt oder wellig mit guter Befederung, dichte wasserabstoßende Unterwolle.

 

Farbe:

Jede Schattierung von gold oder cremefarben, weder rot noch mahagoni. Einige wenige weiße Haare, allerdings nur an der Brust, sind zulässig.

 

Größe:

Widerristhöhe: Rüden 56 - 61 cm ; Hündinnen 51 - 56 cm.

 

Fehler:

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

 

N.B.:

Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

 

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